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Andreas Renner
ehem. Inspekteur der Polizei.
Frank Nopper
Stuttgarter Oberbürgermeister
John Heer
Bordellbesitzer
Ristorante La Piazza
Restaurant
Sexismus und sexualisierte Gewalt
Stuttgarter Punkrock und Hardcoreszene
Thomas Strobl
Innenminister Baden Württembergs
Väteraufbruch für Kinder e.V. - Kreisverband Stuttgart
Zum Ansehen der einzelnen Kandidaten bitte nach rechts swipen!
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Andreas Renner war Polizeichef der Landespolizei Baden-Württemberg und wurde für den Goldenen Gaul nominiert. Er geriet im Jahr 2021 wegen sexuell übergriffigen Verhaltens gegenüber Kolleginnen in den Fokus. Einer dieser Vorfälle beinhaltete, dass eine Kollegin ihm während des Urinierens an sein Glied fasste - mutmaßlich unter Zwang. Zudem bot Renner derselben Kollegin in einem Videochatgespräch an, ihre Karriere positiv zu beeinflussen, wenn sie sich auf eine Beziehung mit ihm einließe. Dieses Gespräch wurde aufgezeichnet.
Renner verschickte außerdem mutmaßlich Nacktbilder von sich, auf denen er sich laut TAZ in „sexuellen Posen“ zeigte, an mindestens drei weitere Polizistinnen. Des Weiteren wird ihm vorgeworfen, Kolleginnen sogenannte Komplimente über ihr Aussehen, insbesondere über ihre Hintern, gemacht zu haben, und sie mutmaßlich mit dem Druckmittel der Beförderung zu sexuellem Kontakt gedrängt zu haben. Trotz dieser schwerwiegenden Vorwürfe wurde Renner im Strafprozess aus Mangel an Beweisen freigesprochen.
Im Disziplinarprozess der Polizei wurde er jedoch freigestellt. Ab September wird ihm die Hälfte seines Soldes einbehalten, jedoch hat er seit seiner Freistellung im November 2021 seinen vollen Sold von 8.457 Euro monatlich erhalten. Renner hatte lange Zeit mächtige Fürsprecher, darunter Innenminister Thomas Strobl von der CDU, der sich erst kürzlich von ihm distanzierte. Die vorgeworfene Übergriffigkeit, der Sexismus und der Machtmissbrauch qualifiziert Renner für eine Nominierung zum Sexisten des Jahres. Renner ist dabei sicherlich kein Einzelfall und steht stellvertretend für die vielen Fälle von Machtmissbrauch, sexuelle Belästigung und Nötigung innerhalb der Polizei, die auf Kosten von Frauen und gedeckt durch Kollegen und Innenministerium stattfinden.
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Auch 2024 wurde der Stuttgarter Oberbürgermeister Frank Nopper wieder für den Goldenen Gaul-Award nominiert. Doch was war dieses Jahr los? Es war erstaunlich ruhig um das Stadtoberhaupt, was uns überrascht… hat er sich zusammen gerissen? Hat er eine neue Person angestellt, die ihn zwecks PR besser berät? Hat er womöglich gelernt, dass 50% der Menschen, die in Stuttgart leben, Frauen und weiblich gelesene Personen sind und auch eine Stimme haben (die ihm – by the way - letztes Jahr den Award zum Sexisten Stuttgarts eingebracht hat)? Hat ihm der Goldene Gaul Award womöglich zu Denken gegeben? Zwar haben er bzw. seine Sprecherin als Reaktion auf die Verleihung von einem unbedeutendem Negativpreis und von sehr niedrigem Niveau gesprochen, aber wer weiß?
Wir wissen es nicht… Die Ruhe rund um feministische und queere Themen macht uns stutzig. Stattdessen erklärt er, dass er dieses Jahr am CSD teilnehme, weil er „… mit zunehmendem Alter reifer, weiser und einsichtiger …“ geworden sei. Da „schmunzeln“ laut Stuttgarter Zeitung selbst die Teilnehmenden des CSD-Empfangs im Rathaus – ob aufgrund der herausragenden Komik oder weil der Schultes mit solch einer Aussage nicht ernstzunehmen ist, das scheint Interpretationssache zu sein.
Da könnte man meinen, dass mit solchen Aussagen jetzt eine Kehrtwende in des Bürgermeisters Denken stattgefunden hat und er seinen Worten Taten folgen lässt – aber weit gefehlt. Stattdessen besucht er in der Sommerpause munter fröhlich mittelständische Betriebe, die rein männlich geführt sind und macht damit seinem Wahlslogan „Schaffen statt Gendern“ alle Ehre.
Ob ihn seine Teilnahme beim CSD vor dem Goldenen Gaul-Award rettet – wir werden es am 26.10. bei der Verleihung sehen… Denn dennoch wurde er vielfach nominiert - seine sexistischen Aussagen, wie zb. „Stoppt den Wahnsinn“ bzgl. Tampons auf allen Toiletten des Rathaus oder dass die Verleihung zum Sexisten des Jahres ein Angriff auf die Meinungsvielfalt einer demokratischen Gesellschaft sei, sind nicht vergessen! Soso – das Vorgehen gegen Sexismus bewertet Nopper also als antidemokratisch.
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John Heer hat es bereits letztes Jahr durch seine OB-Kandidatur und das Betreiben illegaler Bordelle auf die Liste der Nominierten für den Goldenen Gaul geschafft. Auch dieses Jahr schafft er es wieder sich zu nominieren. In den letzten Jahren war er insbesondere durch seine Klage gegen Grünen-Politikerin Veronika Kienzle präsent. Grund für die Klage war das Interview mit der Kontext, in dem sie Heer vorwarf illegale Bordelle, nicht genehmigte Prostitutionsstätten und gewerbliche Zimmervermietungen zu betreiben. Das Urteil? Kienzle darf weiterhin die ersten beiden Punkte sagen. Lediglich die Aussage der gewerblichen Zimmervermietung ist nicht zulässig. Das zeigt uns, dass Heer sich nicht für Menschen- insbesondere Frauenrechte interessiert und somit die Nominierung für den Goldenen Gaul mehr als verdient hat.
Natürlich gibt sich Heer selbst vordergründig genau gegenteilig. Er ist gegen die Umsetzung des Nordischen Modells, in dem Freier und nicht Prostituierte bestraft werden, da er befürchtet, dass sich dadurch die Lage für Prostituierte und Sexarbeiterinnen verschlechtert und sogar gefährlicher wird. Aber können wir diese „Sorge“ von ihm ernst nehmen, wenn er Bordelle illegal betreibt? Wir sagen Nein! Insbesondere, da er sich auch bei seinen legal betriebenen Bordellen nicht für den Schutz der Prostituierten kümmert. Als von der Stadt Stuttgart ein Bußgeld verhängt wurde, da er nicht alle Anforderungen zum Schutz der Prostituierten nach dem Prostitutionsschutzgesetzes einhält hat er – natürlich – geklagt. Zu den Anforderungen zählen z.B. getrennte Sanitäranlagen für Freier und Prostituierte, ein Notrufsystem sowie separate Wohnbereiche. Heer hat nur ein Notrufsystem installiert (wir applaudieren für diese Leistung). Er hat leider vor Gericht gewonnen, da sein Bordellbetrieb mit seinem Erlaubnisantrag legal ist, obwohl nicht alle Anforderungen nach Prostitutionsschutzgesetz umgesetzt werden. Da stellt sich uns Frage, welche Bedingungen in seinen illegalen Bordellen herrschen, wenn er nicht mal alle Anforderungen in seinen legalen Bordellen umsetzt.
Aber unabhängig von legal oder illegal betriebenen Bordells haben aus unserer Sicht Männer/Menschen, die ihr Geld damit verdienen, dass Frauen/Menschen sexuell ausgebeutet werden, immer den Titel als „Sexist des Jahres“ verdient.
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Das dargestellte Bild wurde uns als Nominierung zugeschickt. Eine Frau, die während des Toilettengangs von einer männlichen Person über die Trennwand bespannt und begafft wird? Das Verletzen der Privatsphäre von Frauen und ihre Darstellung als Objekte, an denen „Mann“ sich ohne Erlaubnis wie und wann ER will ergötzt, ist natürlich wahnsinnig witzig. Ständig hört man, wie amüsant es Frauen empfinden, wenn sie in intimen und verletzlichen Momenten belästigt werden.
Der Geschäftsführer des „Ristorante La Piazza“ hat sich hier mit seinem inakzeptablen, sexistischen Humor selbst übertroffen. Mit großer Bravour macht er den tief verankerten Alltagssexismus gegen Frauen, durch die Verwendung dieser grotesken Illustration, deutlich sichtbar. Für ihn mag das Bild zwar banal sein, die Bildsprache suggeriert jedoch, dass das heimliche Beobachten oder Ausspionieren von Frauen während ihres Toilettengangs akzeptabel oder gar humorvoll sein soll. Das ist nicht nur respektlos, sondern trägt zur Normalisierung und Verharmlosung sexualisierte Gewalt gegen Frauen bei. Solche Darstellungen fördern die Idee, dass es für Männer in Ordnung ist, die Privatsphäre von Frauen zu verletzen und diese als Objekte zu behandeln. Und Frauen werden durch solche Illustrationen ständig mit Herabwürdigungen und Diskriminierungen konfrontiert. Ständig wird Ihnen vor Augen geführt, dass ihre persönlichen Grenzen in unserer Gesellschaft, in der Alltagssexismus als „Humor“ deklariert wird, nicht respektiert und gewahrt werden.
Falls euch solche alltagssexistischen Bilder und Illustrationen gegen Frauen auch so massiv auf die Nerven gehen und ihr keine Lust mehr darauf habt, dass Frauen an jeder Ecke im öffentlichen Raum daran erinnert werden, dass sie in unserer Gesellschaft eben noch lange nicht gleichgestellt sind, sondern ständigen Diffamierungen ausgesetzt sind, dann könnt ihr den Geschäftsführer des „Ristorante La Piazza“ als den Stuttgarter Sexisten des Jahres 2024 eure Stimme geben.
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Uns haben zahlreiche Nominierungen für den goldenen Gaul erreicht. Ihr habt uns u.a. eure Erfahrungen geschildert und wollt auf die Themen Sexismus und sexualisierte Gewalt aufmerksam machen.
In der Auseinandersetzung mit euren Nominierungen wurde uns schnell wieder bewusst:
Sexismus hat System und durchzieht nahezu jeden Bereich unseres Lebens. Sexualisierte Gewalt findet tagtäglich statt und wir können alle davon betroffen sein. Uns wurden Beispiele geschickt von sexualisierten Übergriffen die im Tattoostudio, in der Tanzschule um die Ecke oder an Stuttgarter Hochschulen und Unis stattgefunden haben.
Betroffene werden mit ihren Erfahrungen häufig alleine gelassen. Es gibt kaum Räume oder Plattformen, an welche sie sich wenden können. Bei Behörden werden sie nicht ernst genommen und die Schuld bei ihnen gesucht. Letztlich schützt dieser Umgang mit Sexismus und sexualisierter Gewalt die falschen, nämlich die Täter.
Wir haben uns dagegen entschieden diese Nominierungen in die offizielle Liste aufzunehmen und darüber abstimmen zu lassen, da die Schilderungen nicht in Vergleich gesetzt werden können. Uns ist es wichtig Betroffene von Sexismus und sexualisierter Gewalt an dieser Stelle zu schützen. Der Goldene Gaul ist ein symbolischer Preis und kann eine persönliche Aufarbeitung nicht ersetzen. Um der Ernsthaftigkeit des Themas Rechnung zu tragen, ist es uns aber wichtig diese zu benennen und somit Sichtbarkeit zu schaffen. Denn:
ein Angriff gegen eine ist ein Angriff gegen alle!
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Diese Nominierung wurde uns anonym von drei Frauen zugetragen, welche seit den frühen 2000er Jahren in der Stuttgarter Hardcore- und Punk-Szene aktiv und engagiert sind.
Wir sind uns sicher, dass so oder so ähnlich auch Nominierungen für unzählige andere Szenen und Subkulturen aussehen könnten. Das Patriarchat macht schließlich auch keinen Halt vor ebendiesen.
Die eingegangen Schilderungen betreffen sowohl unbekanntere als auch prominente Teile der Szene.
„In der Hardcore- und Punk-Szene sollte Freiheit, Gleichheit und der Kampf gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit im Mittelpunkt stehen. Leider mussten wir feststellen, dass diese Ideale oft nicht für alle gelten. Stattdessen haben wir es immer wieder mit sexistischen, herabwürdigenden und diskriminierenden Verhaltensweisen zu tun gehabt. Männer, die sich als vermeintliche Vorkämpfer gegen das Establishment positionieren, nutzen ihre Positionen, um Frauen in der Szene zu unterdrücken und klein zu halten.“ schrieben uns die betroffenen Frauen. Es wird von unfairem und respektlosen Verhalten sowie Machtmissbrauch gegenüber Frauen berichtet, welches nicht mit den nach außen hin kommunizierten Werten übereinstimmt. Dies spielt sich sowohl szeneintern in Bezug auf künstlerische Projekte als auch in privaten Beziehungen ab. Bekanntheit und Status werden für egoistische Zwecke missbraucht.
Wir teilen die Ansicht, dass es einen öffentlichen Diskurs über solche Missstände geben muss. Die Tatsache, dass es einer anonymen Einsendung bedarf, zeigt dass es selbst in vermeintlich progressiven Strukturen an Möglichkeiten fehlt Unterdrückung und Diskriminierung zu bekämpfen und abzubauen. Daher nominieren wir die Stuttgart Hardcore- und Punk-Szene für den Goldenen Gaul 2024.
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Eine weitere Person, die für den Goldenen Gaul-Award von euch nominiert wurde, ist der Innenminister und stellvertretende Ministerpräsident Baden Württembergs Thomas Strobl.
Dieses Jahr zum ersten Mal nominiert, hat der Leiter des Innenministeriums, nachdem dieses zunächst die Petition „Stoppt das Gendern in Baden-Württemberg“ wegen formalen Gründen abgelehnt hat, kurzerhand eine Verwaltungsvorschrift erlassen, welche das Gendern in der Verwaltungssprache verbietet. Dies passt sehr gut in die Linie, die die CDU hat – alte patriarchale Muster werden zementiert und beibehalten. Also nur konsequent, wenn der CDUler Strobl seine patriarchalen Parteikolleg*innen unterstützt, seine Position nutzt und das Gendern in Behörden kurz entschlossen verbietet.
Auch in der Renner-Affäre, hat sich Strobl nicht positiv hervorgetan. Als Protegé Renners, wie ihn die kontext-Wochenzeitung betitelt, hat er – so vermuten wir - mit dazu beigetragen, dass der ehemalige Inspekteur der Polizei Renner so schnell in eine so hohe Position kommen und damit seine patriarchalen und sexistischen Verhaltensweisen in der Polizei verbreiten konnte. Die FDP-Obfrau Julia Goll sieht dazu durchaus auch noch weiteren Aufklärungsbedarf, denn unter den Augen des Innenministers hätte laut ihrer Aussage ein „Postengeschacher“ stattgefunden haben können. Auch wenn Strobl jetzt im Nachhinein einen Brief als Indiz gegen Renner geliefert hat, bleibt für uns trotzdem die Verwunderung, warum er diesen so lange zurück gehalten hat.
Es scheint uns eine auffällige Parallele, dass Strobl seine Position als Innenminister genutzt hat, um seine Themen, sei es zum Anti-Gendern, sei es zum Thema Polizei, durchzusetzen und patriarchale Denkweisen damit weiter zu zementieren und beizubehalten. Kommt das nur uns so vor? Deshalb ist ein Kampf gegen traditionelle Rollenbilder umso wichtiger und deshalb hat Strobl aus unserer Sicht den Goldenen Gaul-Award verdient.
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Väterrechtler-Vereine wie bspw. der “Väteraufbruch für Kinder” oder das “Forum Soziale Inklusion” (FSI) üben mehr und mehr Einfluss auf die Politik sowie die Justiz aus. Sie vertreten Ansichten und Thesen, welche die Männer in Umgangs- und Sorgerechtsverfahren stärken sollen. Väterrechtler nutzen hierzu fragwürdige Konzepte wie das der “Eltern-Kind-Entfremdung”, um Mütter zu diskreditieren und ihnen das Sorgerecht zu entziehen. Sie verbreiten Falschinformationen über häusliche Gewalt und stellen Frauen als Opfer-Täter dar. Laut einer CORRECTIV-Recherche existieren eine Vielzahl an Hinweisen, dass ihre Netzwerke bis in die extreme Rechte und zu anderen antifeministischen und frauenfeindlichen Bewegungen reichen. Ein Netzwerk zu dem beispielsweise auch ein Mensch gehört der Frauenhäuser unter der Rubrik des „Feministischen Gruselkabinette“ öffentlich als männerfeindliche Orte und Horrorkabinettes bezeichnet.
Doch was hat das alles mit Stuttgart zu tun?
Die sogenannten „Fachveranstaltungen“ und „Kongresse“, aus diesem Spektrum finden bundesweit statt. 2017 gab es auch eine Veranstaltung in Stuttgart.
Leider ist das jedoch nicht alles. Auch in Stuttgart gibt es einen Ableger der Väterrechtsbewegung, den „Väteraufbruch für Kinder e.V. - Kreisverband Stuttgart“.
Laut Internetauftritt betreibt der Verein neben „Prävention“, „Beratung“ und „Selbsthilfe“ auch „Lobbyarbeit“. „Wir sind Teil des Bundesvereins Väteraufbruch für Kinder, der in Fachgremien von Institutionen und Politik zu Themen des Familienrechts gehört wird.“ Schreibt der Verein auf seiner Website. Lobbyarbeit für Frauenhass und Antifeminismus also? Wie kann es sein, dass sich ein Verein welcher zu diesem Netzwerk gehört ungestört in Stuttgart unter dem Deckmantel einer Selbsthilfegruppe trifft?
Dieser Verein präsentiert sich als offen für Eltern in Not, wirbt mit Kinderfesten und Offenen Treffen für sich. Der „Väteraufbruch für Kinder e.V. Stuttgart“ ist jedoch Teil eines Netzwerks aus Antifeministen und Frauenhassern, die sich als Verfechter des Kinderschutz ausgeben. Wir nominieren den Stuttgarter Sitz dieses antifeministischen Gruselkabinettes!